Diakonie im Emsland verzeichnet Anstieg bei Partydrogen

 

Von Christian Belling

Kokain, Ecstasy, Speed: Das Diakonische Werk im Kirchenkreis Emsland-Bentheim vermeldet einen Anstieg von Beratungsfällen im Bereich der Partydrogen. Dies teilten Ralf Drewes-Lauterbach und Alexandra Kemper, Einrichtungsleiter der Fachambulanz Sucht im Emsland, am Mittwoch bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2017 in Papenburg mit.

„Mittlerweile ist dies ein eigener Bereich, der vor 15 Jahren noch keine Rolle spielte“, erklärte Drewes-Lauterbach in der Beratungsstelle an der Landsbergstraße. Der Konsum solcher Drogen habe nach seinen Worten „deutlich zugenommen“.

Mittel zur Leistungssteigerung

Auffällig sei Kemper zufolge ebenso der Anstieg von Amphetaminen zur Leistungssteigerung. „Um den zweiten Job zu meistern, durch die Klausuren zu kommen oder die sportlichen Fähigkeiten zu optimieren wird immer häufiger zu solchen Mitteln gegriffen.“ Diese Entwicklung sei Kemper zufolge ein Spiegelbild der Gesellschaft, in der der Leistungsgedanke eine immer größere Rolle einnehme. „Jeder will fit und wach sein und jederzeit funktionieren.“ Ein Drogenmissbrauch liege nach ihren Worten dabei vor, weil die Mittel verschreibungspflichtig sind.

Illegale Substanzen: Anstieg der Betreuungsfälle

Die Amphetamine fallen ebenso wie die Partydrogen in den Bereich der illegalen Substanzen. Die Diakonie-Beratungsstellen in Lingen, Meppen, Haren, Sögel und Papenburg verzeichneten hier im vergangenen Jahr insgesamt 850 Betreuungsfälle. Im Jahr davor waren es noch 821. Bei den legalen Substanzen wie rezeptfreie Medikamente, Alkohol oder Nikotin liegt die Zahl bei 596. Das ist ein Rückgang um 51 Fälle im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Beratungsfälle zu stoffungebunden Süchten wie Glücksspiel, Essstörungen oder Kaufsucht sind rückläufig und lagen bei der Diakonie im Emsland 2017 bei 95 (2016: 117).

Ersatzstoffe ohne berauschende Wirkung

In Suchtbehandlung befanden sich bei der Diakonie im vergangenen Jahr 216 Klienten (2016: 243). „Diese Zahl liegt jedes Jahr bei mehr als 200 Betroffene“, so Drewes-Lauterbach. In erster Linie werden dabei nach seinen Worten Heroinabhängige bei ihrem Weg aus der Sucht begleitet. „Die werden substituiert. Das heißt, dass sie Ersatzstoffe bekommen, die keine oder kaum eine berauschende Wirkung haben.“ Diese Betreuung kann über Jahre gehen.

Wieder in Gesellschaft und Arbeitswelt integrieren

„Diese Betreuung hat sich bewährt, weil Abhängige damit ihre Heroinsucht in den Griff bekommen und ihnen dabei der Weg aus der Kriminalität gelingt“, berichtet Kemper. Bei den Beratungen oder anschließenden Therapien gelinge es immer häufiger, die Betroffenen parallel wieder in Gesellschaft und Arbeitsleben zu integrieren. Wie Kemper weiter ausführte, sei bei den Hilfesuchenden jede Alters-, Kultur- und Gesellschaftsschicht vertreten.

Schnelles Handeln notwendig

Der Weg in die Beratungsstellen stelle für viele Abhängige erstmal eine Überwindung dar. „Eigentlich muss erst immer was passieren, wie der Verlust des Führerscheins oder Probleme im Beruf, bevor eine Kontaktaufnahme erfolgt“, erklärt Drewes-Lauterbach. Sobald dies passiere, gelte es für die Beratungsstellen schnell zu handeln. „Wir müssen schnell reagieren, wenn wir den Menschen nicht verlieren wollen.“ Der erste direkte Kontakt erfolge nach seinen Worten innerhalb einer Woche. Dann stehen mehrere Beratungsgespräche an, in denen der weitere Weg gefunden werden soll. „Mancher braucht eine Therapie, ein anderer eine Entgiftung, während bei noch einem anderen eine Beratung ausreicht“, so Drewes-Lauterbach. Es gelte das weitere Verfahren, in denen häufig auch Sozialarbeit geleistet werden müsste, von Fall zu Fall zu entscheiden.

Rückfall ist kein Scheitern

In ambulanter Therapie befinden sich bei der Diakonie im Emsland jährlich rund 120 Menschen. „Diese kann von sechs bis 18 Monate dauern“, erklärt Kemper. Bei der Therapie gehe es ihr zufolge auch darum, den Klienten im Alltag zu begleiten und zu unterstützen. Die Quote vorzeitiger Beendigungen der Therapien, beispielsweise durch einen Rückfall in die Sucht, liege zwischen 25 und 35 Prozent. „Das eine Erkrankung wieder auftritt, gehört dazu. Dennoch muss die Behandlung nicht gleich als gescheitert angesehen werden“, teilt Drewes-Lauterbach mit.

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Entwicklung der Beratungsfälle bei der Diakonie im Emsland Quelle: Diakonie Emsland // Foto: Martin Schutt/dpa // Grafik: NOZ/Heiner Wittwer

 

Beratung jetzt auch in Werlte

Seit Mai bietet die Fachambulanz Sucht Emsland auf dem Hümmling eine weitere Beratungsstelle für Suchtkranke und -gefährdete sowie deren Angehörigen in Werlte an. Im Gemeindehaus der evangelisch-lutherischen Lukasgemeinde finden Beratungen alle zwei Wochen montags in der Zeit von 11 Uhr bis 15.30 Uhr statt. Ansprechpartnerin vor Ort ist Sozialpädagogin Manuela Muchall, die seit 2011 die Sprechstunde in Sögel betreut und ihr Büro in der Dienststelle in Papenburg hat.

Quelle: NOZ 25.07.2018

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